Rudolstadt? Wann war das nochmal? 2019 sind wir beim Schrammelklang-Festival in Litschau fremdgegangen und die letzten beiden Jahre hat uns Corona einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Da hat man nach vier Jahren fast schon wieder richtig Lampenfieber. Das ist auch völlig korrekt, denn das Rudolstädter Festival-Publikum ist sehr anspruchsvoll und sensibel für jede Veränderung im seismischen Folkkosmos.

Seit 2006, also seit nunmehr 16 Jahren sind wir beim tff (Tanz-und-Folk-Fest - so hieß das früher mal) am Brunnen vor dem Hans-Fallada-Haus zugange. Ein Ort, der aus unserem Unfolkkommenen Universum nicht mehr wegzudenken ist, der als Bühne perfekt zu unserer Philosophie von Straßenmusik passt und überdies noch eine klasse Akustik aufweist. Ihr wisst es: Wir sind vehemente Verfechter der kabel- und stromlosen Straßenmusik (Aktion "UnFAIRstärkt").

Nun liegt dieser schöne Ort aber leider an der einzigen Versorgungs- und Rettungsgasse im Festivalgelände. Und da wir nicht bereit waren, unseren Brunnen aufzugeben, mussten wir uns notgedrungen mit den Durchfahrt begehrenden Rettungswagen, Anwohnern, Pflegediensten, Musikershuttles und - nicht zu vergessen - vor allem mit den lebenswichtigen Bierlieferanten arrangieren.

So sind wir und unser Publikum seit Jahren mittlerweile so gut darin trainiert, in Blitzeseile Gassen zu bilden, dass uns das Ordnungsamt nach formeller Belehrung gewähren lässt und die Bierlieferanten sich regelmäßig mit einem Freibier bei uns bedanken. Eine schönere Auslebung des § 1 der Straßenverkehrsordnung kann man sich kaum denken 😉.

So viel zu unserer Bühne. Wir hätten natürlich auch gerne auf einem Podium gespielt, das bei aller respektablen Weltmusik dem Deutschfolk eine feste Plattform bietet. Die gab es aber leider auch 2022 nicht. Da wirken die Bekenntnisse der Programm-Macher zur eigenen Musikkultur eher halbherzig. Die Podiumsdiskussionen im Rahmen des Festivalprogrammes machen andererseits aber auch ein wenig Hoffnung…

Zurück zu „unserem“ Festival: Über die 16 Jahre haben wir viele gute Bekanntschaften geschlossen, aus denen hier und da auch Freundschaften wurden. Das Schönste am tff 2022 waren für uns diese Wiederbegegnungen: Filzhutstifter, Honigversorger, Bierspender, Flüsterbrunnen-Architekten, Jung & Alt, die sich jedes Jahr an unserem Brunnen zusammenfinden und Familien, die uns jetzt schon in der Enkel-Generation begleiten und die die alten Lieder freudig mitsingen. Was kann einem Folksmusikanten Schöneres widerfahren?

Unsere obligatorische Sonnenblume KLARA hielt den Regen von uns fern und so hatten wir zwei volle Tage eine großartige Bühne und ein klasse Publikum. Danke an Euch für dieses schöne Festival!