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Unfolkkommen

[15.09.2009]

Straßenmusik im schönen Prag - September 2009

Irgendwann musste es ja mal passieren: wir wurden von der Straße vertrieben. Aber von vorne: Die Geschichte begann mit unserem seit langem gehegten Vorsatz, in der zauberhaften Moldaumetropole Straßenmusik zu machen - am liebsten auf dem belebten Altstädter Platz, der Touristen-verstopften Karlsbrücke und in den beschaulichen Gassen auf der Prager Kleinseite. Soweit der Plan.

Früh am Samstagmorgen machten wir uns auf die (gummibereiften) Strümpfe in Richtung Prag, entschieden uns dort für den etwas teuren, dafür aber laufnahen Parkhausplatz am Theater und gingen auf die Pirsch nach einer geeigneten Straßenbühne. Auffällig war schon, dass es auf der Altstadtseite kaum Konkurrenz gab, aber das beunruhigte uns wenig, hatten wir doch in deutschen Touristen-Hochburgen Ähnliches erlebt.
Da wir bei der Platzwahl für gewöhnlich äußerst mäkelig sind, dauerte die Prozedur ihre Zeit und wuchs sich zu einer kleinen Stadtwanderung aus. Schließlich wurden wir in der Karlova fündig, einer charmanten kleinen Gasse in bester Lauflage. Also auspacken

Nun waren wir ja sowieso gespannt, wie die Prager und die Touris aus aller Herren Länder auf unsere deutschen Liedlein reagieren würden. Und besteht bei einem Kurs von 1:26 das Hutgeld vorwiegend aus Alu-Hellern? Braucht man dann Münzsäcke, um die Ausbeute in die nächste Kneipe zu tragen und wird man dort vom Wirt verprügelt oder lächelt der beseelt ob des Kleidgeld-Segens? All das interessierte uns brennend. Es gab nur einen Weg, das heraus zu finden - wir spielten drauf los.

Wie immer brauchte auch unser Prager Publikum ein Weilchen, sich einzulassen. Nach vier Titeln hatten wir die ersten Passanten am Kanthaken und im Hut klimperten auch schon mal harte Münzen, als plötzlich Polizei  auftauchte. So was hebt uns ja erstmal gar nicht an, also sangen wir lustig weiter. Der "Lauf, Müller lauf..." hat bekanntermaßen viele Strophen, die drei Ordnungshüter mussten also warten und wir hatten kurzzeitig den Eindruck, dass sie sich durchaus auch gut unterhalten fühlten.

Jedoch noch vor dem letzten Refrain postierte sich einer links, einer rechts und die nette Polizistin frontal und so in die Zange genommen, verstummten wir schließlich doch - in etwa so, wie man eine Lampe dimmt.
Jetzt wurden die Amtsminen ernst und erklärten uns multilingual, dass Straßenmusik ohne amtliche, sprich magistrale Genehmigung gar nicht geht. Es gelang uns jedoch anscheinend glaubhaft, ehrliche Fassungslosgkeit und naive Unschuld zu demonstrieren, denn die Polizisten sahen nach intensiver Beratung von einer Geldstrafe ab (immerhin 10.000 Kronen!) und entschuldigten sich fast für den Amtsschimmel im Prager Magistrat.
Auch bemühten sie sich redlich uns zu erklären, wie man eine solche Genehmigung beantragt. Damit nicht genug: Ein benachbarter Straßengeiger um die Ecke wurde kurzerhand aufgefordert, sein Scheinchen vorzeigen, damit wir eine gegenständliche und finanzielle Vorstellung von der Bürokratie bekommen. Der verunsicherte Musikerkollege zeigte sich ängstlich-beflissen, die Ordnungsmäßigkeit seiner Genehmigung zu beweisen, all das half uns jedoch auch nicht wirklich weiter, denn der Magistrat hat am Samstag selbstverständlich geschlossen. Blieb den Helfern in Uniform also nur ein guter Rat: wir sollten es doch mal in den Kneipen versuchen.
 
Das taten wir dann auch schweren Herzens und machten uns auf den Weg ins berüchtigte U Fleku. Der Weg dorthin führte uns an der Vatikanische Botschaft vorbei und was wir nicht wussten war, dass unser lieber Deutschpapst just an diesem Wochenende Prag heimsuchte. Unter all den Zaungästen an der Polizeisperre waren wir mit unseren Instrumentenkoffern wohl doch etwas auffällig, denn die Scharfschützen auf den umliegenden Dächern nahmen uns regelrecht ins Visier. Hier hörte der Spaß für uns dann doch auf und wir suchten schnell Zuflucht in der alten Bierschwemme Beim Fleck.

Hatten wir zunächst noch das feste Vorhaben, dort zu musizieren, erwies sich auch dieses als unmöglich; Das U Fleku wird durchgehend von Akkordeon-Spielern beschallt, denen wir den Job nun wirklich nicht streitig machen wollten. Außerdem schmeckte das Bier viel zu gut.

So haben wir uns ein freies Wochenende gegönnt, das schöne Prag im goldenen Herbst genossen und sind am Sonntagabend ohne Groll nach Hause gefahren.

Und irgendwann starten wir sicherlich einen zweiten Versuch.

 
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